Die Naturheilkunde - eine sanfte Medizin. In ihrer ursprünglichen Form war sie eine Heilkunde, die auf einer naturgemäßen Lebensweise mit dem weitgehenden Verzicht auf Arzneimittel basierte.
Die heilsame Wirkung von unterschiedlich temperierten Bädern in Wasser, Licht und Luft, vom Wechselspiel zwischen körperlicher Anstrengung, Ruhe und Entspannung, Massage sowie einer bewussten Ernährung waren schon in der Antike und im Mittelalter bekannt.
Bekannte Namen wie Kneipp und Schroth sind in der Reihe der medizinischen Laien und Ärzte zu finden, die erst im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Grundlagen der modernen Naturheilkunde legten.
Unter ihnen gab es sowohl ausgesprochene Verfechter der reinen Naturheilkunde, die die wissenschaftlich ausgerichtete Schulmedizin völlig ablehnten, als auch solche, die die Naturheilkunde als Ergänzung ansahen.
Schon früh spaltete die Naturheilkunde mit ihren teils altertümlichen, teils unkonventionellen oder befremdenden Behandlungen die Meinungen der Patienten, aber auch der Wissenschaft. Viele der Methoden stehen unter dem Ruf, ihre heilsame Wirkung nur aufgrund der Einbildung der behandelten Patienten zu entfalten.
Da sie jedoch auch bei Tieren ausserordentlich positiv zur Genesung beitragen, kann man einen sogenannten Plazebo-Effekt weitgehend ausschließen. Auch bei chronischen Erkrankungen, bei denen Behandlungen der Schul-Tiermedizin keine oder unzureichende Linderung bzw. Heilung gebracht haben, sind naturheilkundliche Methoden angezeigt und führen oftmals zum Erfolg.
Die Bachblütentherapie wurde benannt nach ihrem Begründer Edward Bach (1886 - 1936). Dieser englische Arzt erforschte die Wirkung von Pflanzen auf die Auslöser körperlicher Krankheiten: Nach seinen Ergebnissen negative Empfindungen wie Angst, Stress oder Unsicherheit. Die “Wesensenergie” von insgesamt 38 verschiedenen Pflanzen, denen Bach unterschiedliche Charaktermerkmale und Gemütszustände zuschrieb, gewinnt man noch heute aus deren Blüten, indem man daraus einen stark verdünnten Wasserauszug herstellt. Die Kombination, aber auch die gezielte Energie einer einzelnen Pflanze nutzt man in der Regel durch die Gabe dieses Auszugs in Tropfenform.
Die Therapie ist frei von Nebenwirkungen. Sie versteht sich nicht als direktes Heilmittel gegen körperliche Erkrankungen, vielmehr dient sie als Ergänzung zur Schulmedizin, wobei sie der seelischen Gesundheitsvorsorge und Aktivierung von Selbstheilungskräften dient. “Behandle die Persönlichkeit, nicht die Krankheit” war daher Bachs Leitspruch.
Anders als die Bachblütentherapie nutzt die Homöopathie gezielt die körperliche Reaktion auf die Einnahme bestimmter Arzneien. Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann entdeckte schon 1796 dieses Heilverfahren, wonach man die Wirkung von Medikamenten, die in hohen Dosen beim gesunden Menschen ein bestimmtes Kranheitsbild hervorrufen, in sehr niedrigen Dosen zur Bekämpfung ähnlicher Symptome bei kranken Menschen nutzen kann (“Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt”).
Mögliche Nebenwirkungen werden durch eine teilweise extreme Verdünnung der Arznei auf ein Minimum reduziert, trotzdem reagiert der Körper noch auf die sehr geringen Anteile mit einer Steigerung seiner Abwehrkraft. Auch Hahnemann sah Krankheit als ein ganzheitliches Körperphänomen, ausgelöst durch krankmachende Reize.
Die Phytotherapie ist ein allgemeiner Begriff für die naturheilkundliche Therapie mit Heilpflanzen (nach dem griechischen Wort “phytón”, Gewächs).
So wirkt z. B. das Öl aus den Samen der Nachtkerze gegen bestimmte Hautkrankheiten, ein Teeaufguss aus Blättern des Baldrians beruhigend, Salbe aus Ringelblumenblüten beschleunigen die Wundheilung und Extrakte der Teufelskralle, einem Wüstengewächs, sind lindernd bei Schmerzen des Bewegungsapparates.
Wenn ausgerenkte Wirbel und Bandscheiben Druck auf Nerven ausüben, führt dies in der Regel zu Schmerzen. Mit der Chirotherapie, die bereits 1895 in Amerika entwickelt wurde, wird versucht, diese teilweise zu heftigen Bewegungseinschränkungen führenden Schmerzen zu nehmen und Blockaden zu lösen. Der Chiropraktiker bedient sich hierzu manueller Kräfte oder auch ruckartiger Bewegungen, die er direkt auf die erkrankte Wirbelsäule, Sehnen oder Gelenke einwirken lässt.
Um die Chirotherapie einsetzen zu können, ist die genaue Kenntnis der Knochen- und Wirbelstrukturen unbedingte Voraussetzung. Durch eine nicht korrekt ausgeführte Therapie können andernfalls Schäden an Wirbeln, Gelenken und Nerven auftreten.
Bei der Blutegelbehandlung werden ein oder mehrere Blutegel angesetzt, die sich mehrere Minuten bis zu über eine Stunde am Blut des Patienten nähren. Die Heilwirkung soll dabei durch den Aderlass, aber vor allem auch durch gerinnungshemmende und gefäßerweiternde Substanzen herbeigeführt werden, die der Blutegel während des Saugvorgangs über den Speichel in die Bissstelle abgibt.
Diese halten das Blut über die gesamte Zeit des Saugvorgangs und weit darüber hinaus flüssig. Bei dem Patienten fördern sie den Venenfluss, ausserdem wirken sie schmerzstillend und entzündungshemmend. Diese Wirkung kann über mehrere Wochen anhalten.
Aus Japan und China kommt die Behandlungsmethode der Akupunktur, bei der mit feinen Nadeln Stiche in festgelegte Körperpunkte gesetzt werden. Diese Punkte folgen einer Jahrtausende alten Lehre, nach der Hautareale und -punkte bestimmten inneren Organen zugeordnet sind. Sind diese Organe erkrankt, kann man durch Reizung der spezifischen Hautpunkte eine Heilung bewirken, durch gezielte Nervenreizung kann überdies das Schmerzempfinden beeinflusst werden.
Einen sehr guten Therapieerfolg kann man mit der Injektionsakupunktur erzielen, indem man dem Patienten Medikamente, die auf ein erkranktes Organ wirken, direkt in das dem Organ zugehörige Akupunktur-Areal injeziert. Hierbei macht man sich einerseits die Wirkung der Akupunktur zu Nutze, andererseits die Heilwirkung der Arznei, wodurch die Wirkung noch verstärkt werden kann.